Die „Kö“ wird unter Ensembleschutz gestellt.
Vortrag am 16. Juni 2025 von Dr. Steigenberger.
Dr. Thomas Steigenberger vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen hatte am 16. Juni 2025 im Neuen Theater über den Stand der Denkmalerfassung in Höchst informiert. Dabei konnte man einiges über seine Arbeit und über Architektur und Baugeschichte der Königsteiner Straße erfahren. – Und wer den Vortrag versäumte, zu dem die BVH eingeladen hatte, konnte es auch dem Höchster Kreisblatt entnehmen: „Reichlich Baudenkmal-Zuwachs in Höchst – Bislang übersehene Schätze werden derzeit erfasst und unter Schutz gestellt“.
Im Foyer des Neuen Theaters begrüßte zunächst Claudia Grossbach, die sich im Vorstand der BVH mit dem Thema Denkmalschutz befasst, die zahlreichen Besucher. Sie betonte, dass Denkmalschutz noch immer ein Kernthema des Vereins ist, der sich 1971 gegründet hatte, als es um die Rettung der Höchster Altstadt ging. Diese steht nun seit einigen Jahrzehnten als Gesamtensemble unter Denkmalschutz, aber auch jenseits der Altstadt gibt es in Höchst bauhistorisch und architektonisch bedeutsame Gebäude. Dieser große, zusammenhängende und im Zweiten Weltkrieg kaum zerstörte Baubestand aus der Zeit von 1860 bis in die 1930er Jahre war bisher, mit Ausnahme weniger Einzelobjekte, nicht geschützt. Die BVH hatte seit 2017 (!) im Landesamt und im Rahmen von Führungen immer wieder auf dieses Versäumnis hingewiesen, denn die Gebäude, sind durch Umbau oder Abriss zunehmend bedroht.
Daraufhin hat das Landesamt für Denkmalpflege nun mit der systematischen Nacherfassung in Höchst begonnen. Zuständig für die Überprüfung und Fortschreibung des Frankfurter Denkmalbestandes ist Dr. Thomas Steigenberger, der sich bereits intensiv mit der Baugeschichte der unteren Königsteiner Straße, zwischen Dalbergplatz und Bolongarostraße, auseinandergesetzt hat. Er berichtete nun im Neuen Theater ausführlich über diese Recherchen, denn dieser Straßenabschnitt soll demnächst als Gesamtanlage unter Denkmalschutz gestellt werden.
Steigenberger war zunächst überrascht, wie außergewöhnlich viele Bauten es hier gibt, die eine Untersuchung lohnen. Anhand zahlreicher Fotos und historischer Pläne führte er deren Bedeutung und architektonischen Besonderheiten vor Augen. Er wies aber auch am Beispiel des 2001 abgerissenen Hertie-Gebäudes, einer geradezu typisch-großstädtischen Architektur der 1920er Jahre, auf die bereits unwiederbringlichen Verluste hin – und auf die zahlreichen Ladeneinbauten, welche die Erdgeschosszonen der historischen Fassaden entstellen und das Stadtbild stören. Die „gewachsene Vielfalt“, so Steigenberger, könne auf der Königsteiner Straße dennoch gut gesehen werden, da hier Gebäude unterschiedlicher Bauepochen erhalten sind. Sehr froh ist man im Vorstand der BVH über diesen Erfolg, denn die Inventarisierung der „KÖ“ ist der Auftakt zur Fortschreibung der 1980 erstellten Denkmaltopografie in Höchst. Schließlich warten noch viele historische Gebäude auf ihre Untersuchung. So zum Beispiel die beiden außergewöhnlichen Villen am Mainberg und ein Haus in der Emmerich-Josef-Straße, die Anfang des 20. Jahrhunderts von Karl Wach entworfen wurden. Der Architekt, der auch der Schöpfer des Brüningbrunnen am Höchster Markt ist, gehörte in den 1920ern und 1930ern zu den herausragenden Vertretern des „Neuen Bauens“ in Düsseldorf. Da gibt es wohl noch viel zu entdecken!
Inventarisation Stadterweiterung Höchst

